Diese Geschichte ist aus dem Papa Ratzinger Forum aus dem italienischen Bereich.
Nach einer Anekdote von Georg Ratzinger. Mit "Pepperlin" ist sein jüngerer Bruder Josef gemeint. Danke @Regina, die mir diese gerade gemailt hat!
"Pepperlins Weihnachtsfest"
Die Nase fest an die gefrorene Fensterscheibe gedrückt und die Wangen ganz gerötet vor lauter Aufregung, betrachtet der Junge mit den zarten Augen atemlos das Bärchen, die Finger gegen die Fensterscheibe gepresst. Sein Bruder Georg, der ein wenig älter ist als er, nimmt ihn sanft am Arm und sagt: „Wir müssen jetzt nach Hause gehen, „Pepperlin“. Das Abendessen ist fertig.“ Ihr Haus befand sich gegenüber des Spielwarengeschäfts in dessen Auslagen seit einigen Tagen das Bärchen ausgestellt war, zusammen mit anderem Spielzeug und unterschiedlichen Waren. Die honigfarbene Haut und die kleinen dunklen Augen warfen dem kleinen Joseph liebenswürdige, zuzwinkernde Blicke zu, seit das Bärchen zum ersten Mal in jener Schaufenster-Vitrine aufgetaucht war, zusammen mit einem Kärtchen, dass der Kleine, aufgrund seines zarten Alters von noch nicht einmal zwei Jahren, noch nicht lesen konnte.
Keines der anderen ausgestellten Spielzeuge hatte seine Beachtung gefunden. Auch Georg hatte den Bären mit kindlicher Freude wahrgenommen, aber er war feinfühlig und intelligent genug um zu merken, wie sehr sein Brüderchen den Bären bereits in sein Herz geschlossen hatte, irgendwie war er bereits „sein“.
Die Straßen wie die Häuser in diesem Teil Bayerns waren schon seit Monaten schneebedeckt. Vereinzelt war die Straße, die vom Hauseingang bis zu dem kleinen Laden führte, vereist. Gleichermaßen gingen die beiden Brüder jeden Tag Hand in Hand zum Schaufenster um den Bären zu besuchen und blieben still vor dem Fenster stehen, selbst im kältesten Wind und Schneegestöber, um neugierig durch das Fenster hindurch in das Ladeninnere zu schauen.
Die Inhaberin des Geschäfts hatte ihn entdeckt und eines Abends hatte sie ihn hereingebeten und sie haben sich nett unterhalten. Seither hatten die beiden Kinder noch einen Grund mehr, froh und glücklich zu sein: Sie wussten nun, dass das Bärchen auch einen Namen hatte: Teddy! So wurde zwischen Teddy und „Pepperlin“ ein süßer stiller Dialog geboren.
Es war der Vorabend des Heiligabends. Und das ganze Dorf Marktl war festlich geschmückt. Der Abend war ruhig und die Sterne funkelten. Georg und „Pepperlin“ gingen zum Tor hinaus, und wie immer sah ihnen ihre Mutter lange nach. Aber diesmal waren ihre Augen voller Stolz auf den ältesten der beiden Brüder gerichtet. Er zwinkerte ihr lachend zu. Die beiden Brüder überquerten den Hof kindlich herumhüpfend, der eine den anderen an der Hand. Die Steinchen, und die Holzstückchen, die sie vom Gehwege aufgelesen hatten sowie auch der hölzerne Gartenzaun waren voller Eis. So standen sie wieder einmal vor dem Laden.
Aber … Teddy war nicht mehr da. „Pepperlin“ schrie laut auf und war untröstlich, selbst noch als sein Bruder ihm wiederholt sagte, er solle nicht weinen, da der Bär sicherlich zurückkommen würde, warf er sich hin und schlug wütend mit den Fäusten auf den Boden. Folglich war er in Tränen ausgebrochen und war bis nach Hause untröstlich, wohin Georg ihn regelrecht schleppen musste, wie ein Hündchen vom Schmerz gezeichnet.
In jener Nacht blieb der Junge lange mit offenen Augen in seinem Bettchen liegen, und betrachtete die Auslagen des Geschäfts um die sich ein Nebenschleier gelegt hatte. Bis zu dem Zeitpunkt, als der Schlaf seine Angst besänftigte und ihm im Traum sein geliebter Teddy wiedergeben wurde.
Am Tisch sitzend mit der ganzen Familie und den Nachbarn, die gekommen waren um mit ihnen zusammen das Weihnachtsfest zu feiern, senkte „Pepperlin“ ab und zu den Blick, er war immer noch trübsinnig, in Gedanken immer noch bei dem Bären, den er sich glücklich im Kreise der anderen Bären vorstellte, die ihm ähnlich waren, wohlmöglich neben einem Weihnachtsbaum, ähnlich dem, der vor ihm stand.
Viele Male blickte er flüchtig auf die Pakete, die am Fuße des Weihnachtsbaumes lagen, er betrachtete sie alle neugierig, so dass er nicht den gestrengen Blick der Erwachsenen wahrnahm. Also kehrte er in die Arme von Maria zurück, die 8 Jahre alt war. Der Glockenturm schlug Mitternacht. Bei jedem Glockenschlag, nachdem die Gebete gesprochen worden waren, hüpften die Kinder nervös von einem Bein auf das andere. Es herrschte eine große Aufregung. Es wurden Wünsche, Küsse ausgetauscht und farbige Karten herumgereicht.
"Pepperlin" hörte gerade noch, wie sein Bruder einen Kinderreim, ein Gedicht rezitierte, gefolgt von einem Applaus, denn er war gefangen von dem Anblick eines riesengroßen Pakets, das er schon den ganzen Abend betrachtet hatte. Seine Eltern eilten herbei und baten ihn vergnügt es an sich zu nehmen. Das Kind nahm es an sich, riss das Geschenkpapier auf und schüttelte das Paket einige Male unbeholfen, bis der Karton schließlich herunterfiel und auseinanderbrach. Er nahm den Deckel ab und hob den Inhalt des Kartons unter den Ovationen aller Anwesenden und mit klopfendem Herzen heraus: Teddy! …
Es ist der Vorabend des Weihnachtsfestes 2005.
Gemeinsam mit einigen Prälaten sitzt Papst Benedikt an einem schön und reich gedeckten Tisch um das Abendessen einzunehmen, bevor er die feierliche Mitternachtsmesse feiert. Er schließt die himmlischen Augen und denkt zurück an das Weihnachtsfest vor vielen, vielen Jahren. Die Nostalgie jener intimen und festlichen Atmosphäre nimmt ihn gefangen. Aber es ist nur für einen kurzen Moment: jetzt ist seine Familie die ganze Welt, seine Brüder sind alle Menschen! Und Teddy? Wo wird er sein? In jener weit zurückliegenden Nacht des Weihnachtsfestes war er für Stunden auf dem Fußboden in der Mitte des Wohnzimmers sitzen geblieben.
Jetzt ist er bestimmt in das Paradies der Bären geflogen! Denn, man weiß ja: für jedes Kind gibt es ein Bärchen und für jedes Bärchen gibt es einen Platz im Paradies!
Und man weiß: Auch die Päpste waren einmal Kinder!
Sonntag, 9. Mai 2010
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Das ist soooo schöön! :-)
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