Mittwoch, 16. Juni 2010

Wider die Mittelmäßigkeit

Zur Situation der katholischen Kirche in Deutschland- und warum wir daran arbeiten müssen - ein Gastkommentar Bernhard Luthe (Köln)


Es gibt in unserer Kirche Menschen (Priester wie Laien), die aus unterschiedlichen Gründen (Angst, Harmoniebedürfnis, Überzeugung…) ihr Mäntelchen stark in den Wind des Zeitgeistes hängen und auch solche, die Gehorsam und Treue zum Papst nicht für sonderlich relevant halten. Ich stelle, trotz aller Meinungsfreiheit und gewünschter Vielfältigkeit fest: Es wird dann gefährlich, wenn Priester der Kirche und der guten, Not – wendenden und vollumfänglichen Verbreitung der Botschaft unseres Herrn Jesus Christus entgegen stehen.

In der Wirtschaft spricht man bei einem solchen Verhalten von „innerer Kündigung“. In der Regel müssen solche „Mit“-Arbeiter früher oder später die Konsequenzen ziehen. Ich vertrete absolut die Sichtweise des hl. Paulus von einer Kirche, die ein Leib mit vielen Gliedern ist (vgl. Rö 12,4 + 1 Kor 6,15 + 1 Kor 12,12 ff.).

Wenn Glieder allerdings krank sind, dann muss klar über die Krankheiten nicht nur gesprochen werden, sondern dann muss aktiv dagegen angegangen werden. Viel zu lange schon wird – speziell im deutschen Sprachraum – viel zu viel unter den Tisch gekehrt.

Ich bin gegen jegliche Aussagen von „Wir kommen alle, alle in den Himmel“ allergisch – klingt schön und man singt es gern- aber mir ist gerade angesichts der Lektüre von Briefen/Werken von Theologen wie Guardini, von Balthasar und Papst Johannes Paul II immer wieder klar, dass wir eben nicht alle einfach nur „so brav“ sind, wie es nicht nur im Karnevalslied heißt, sondern wie es in den Köpfen allzu vieler Zeitgenossen als Folge einer 68er-Fehlentwicklung herumspukt.

Die christliche Botschaft muss vollumfänglich, ganz und gar, gelegen oder ungelegen verkündet werden. Und dazu gehören sehr viel für die Welt durchaus unangenehme Inhalte. Ich mache mir da keine Illusionen, schon im Prolog heißt es „aber die Welt erkannte ihn nicht.“ (Joh 1,10)

Es geht um die ganze Fülle, die Christus uns wünscht. Es geht um die ganze Liebe, weil ER für uns nur d a s B e s t e will. Es geht nicht um halbe Sachen, sondern um das ganze Leben, bis zum garantierten Tod (evtl. müssen wir nämlich auch alle einmal sterben).

Und da wird mir in der heutigen Theologie nicht nur allzu viel verschwiegen, sondern allzu oft schlicht die Unwahrheit verkündet.

„Die Welt ist nicht schwarz oder weiß“, aber sie birgt allzu viele Dunkelheiten in sich. Die Welt ist eben noch nicht erlöst, sondern „wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.“ (Rö 8,22) Deshalb hat Jesus so zu seinem himmlischen Vater gebetet: „Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt“ (Joh 17,25) und er hat uns gesagt: „Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt.“ Die Welt braucht das Lamm, welches die Sünde der Welt hinwegnimmt.

Allzu viele können aber diesen Weg und diese Wahrheit nicht als das Leben (vgl. Joh 14,6) für sich erkennen.

Allzu viele wollen aber – damals wie heute – diesen Weg nicht beschreiten, weil sie sich den Lockungen und Verführungen des bösen Widersachers nicht widersetzen („der brüllende Löwe“) – es wird ja kaum noch versucht, heutigen Theologiestudenten diese urchristliche Wahrheit nahezubringen, da dies ja einer „Drohbotschaft“ gleich kommt, so glaubt man offensichtlich bis in höchste Klerikerkreise hinein.

Deshalb rät uns Jesus ja gerade auch:

„Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie (harmlose) Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe.“ (Mt7,15) Und er wird noch schärfer in seiner Aussage:

„Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“ (Mt 7,19), keine sehr angenehme Vorstellung.

Jesus hat ziemlich unangenehme Worte verwendet, wenn er auf Misstände hinweisen wollte, besonders aber, wenn er die Sünde angeprangert hat.

Ich stimme mit unserem Heiligen Vater ganz und gar überein, der vor fünf Tagen vor 17.000 Priestern klare Worte gefunden hat. Er erklärte u.a., dass es in der Tat eine „Theologie der Arroganz" gebe, „die den Glauben nicht nährt und die Gegenwart Gottes in der Welt verdunkelt"
(www.kath.net/detail.php?id=27020)

Selbstverständlich müssen wir immer dem „Gesetz Christi“ folgen, welches der hl. Paulus so umschreibt:

„Wenn einer sich zu einer Verfehlung hinreißen lässt, meine Brüder, so sollt ihr, die ihr vom Geist erfüllt seid, ihn im Geist der Sanftmut wieder auf den rechten Weg bringen. Doch gib Acht, dass du nicht selbst in Versuchung gerätst.“

Oder: „In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!“ (Kol 3,15) Und da ist unser sanfter aber bestimmter Heiliger Vater nun – weiß Gott – ein hervorragendes Vorbild für uns alle.

"Katholisch" bedeutet "allumfassend" und ist nicht auf eine einzige Farbgruppe reduziert – Gott sei Dank, was wäre unsere Kirche, unsere Welt sonst? Farblos und blass. Unter dieses Dach passt eine riesige Vielfalt ,und ja, wir leben in einer für die katholische Kirche äußerst schweren Zeit. Aber gerade deswegen muss die Lehre der katholischen Kirche unbedingt in vollem Umfang gehört und befolgt werden.

Je mir wir uns spalten und spalten lassen, und nicht mehr dem Lehramt, welches der Petrus-Nachfolger in Rom vertritt, folgen wollen, desto schaler, farbloser, schwächer wird unsere Verkündigung.

Die Crux liegt wesentlich hier begraben:

„Ich sage es wieder und wieder: der gegenwärtige Zustand der Welt ist eine Schande für die Christenheit. Wir klagen unablässig, dass die Welt unchristlich wird. Aber nicht die Welt hat Christus empfangen, wir haben ihn für sie empfangen. Aus unseren Herzen entfernt sich Gott, wir, wir Elenden, werden unchristlich. – Das große Unglück dieser Welt ist nicht, dass es so viele Ungläubige gibt, sondern dass die Gläubigen so mittelmäßig sind.“ (Georges Bernanos)

Gegen diese Mittelmäßigkeit müssen wir alle ankämpfen.

2 Kommentare:

  1. Ist es dabei ein legitimes Mittel Menschen zu brüskieren, so dass sie die Kirche gar nicht mehr verstehen? Man darf den Zeitgeist benutzen, denke ich, um die Botschaft zu verkünden; wir sollen ja missionarisch sein, oder? Deswegen sollten wir, denke ich, auch niemanden zu schnell in die Ecke modernistisch abschieben.

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