Samstag, 23. Juni 2012

Offener Brief an Rüdiger Grube, Vors. der DB Ag


Ich möchte mich hiermit dem Brief von meinem Bloggerkollegen Josef Bordat anschließen, den ich auch per mail versendet habe:

Ein Offener Brief an Dr. Rüdiger Grube, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bahn AG


Sehr geehrter Herr Dr. Grube!
In der Regel schreibt man ja Offene Briefe, um damit dem Adressaten und der interessierten Öffentlichkeit zu zeigen, dass man gegen eine Haltung oder Maßnahme einsteht, die der Adressat vor eben jener Öffentlichkeit zu verantworten hat. Im vorliegenden Fall ist das anders: Ich möchte mich ausdrücklich bei der Deutschen Bahn AG dafür bedanken, dass diese den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des diesjährigen „Marsch für das Leben“ in Berlin Fahrpreisvergünstigungen gewährt. Ihr Unternehmen, das habe ich wohl verstanden, tut dies nicht, um sich weltanschaulich zu positionieren, sondern der gestiegenen Nachfrage nach Fahrkarten im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung Rechnung zu tragen. Schließlich gilt ihr spezielles Tarifangebot ja sonst auch für die unterschiedlichsten Großveranstaltungen. Ihre Gründe werden daher betriebswirtschaftlicher Natur sein.
Ich darf Ihnen, Herr Dr. Grube, jedoch versichern, dass Sie sich damit nebenbei auch für eine gute Sache einsetzen und als Großunternehmen ihrer gesellschaftlichen Rolle gerecht werden. Hintergründe zum „Marsch für das Leben“ erfahren Sie bei Interesse auf der Seite des Veranstalters.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, diese offizielle Darstellung um einige persönliche Anmerkungen zu ergänzen, weil ich durch Presseberichte davon erfuhr, dass Ihrem Unternehmen hinsichtlich der Geschäftspolitik im Zusammenhang mit dem „Marsch für das Leben“ offenbar massive Vorwürfe gemacht werden.
Dazu kann ich Sie nur ermutigen, die dabei vorgetragenen Unterstellungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des „Marsch für das Leben“ gegenüber, sorgfältig zu prüfen. Ist jemand, der sich für das Leben einsetzt, zwangsläufig „homophob“? Ist es tatsächlich „rechts“, sich für die Würde des Menschen einzusetzen, auch, wenn dieser behindert ist? Ist wirklich jeder „fundamentalistisch“, der Fundamente hat? Prüfen Sie, Herr Dr. Grube, bitte in aller Ruhe den Vortrag derer, die Ihr Tarifangebot zwar gerne für ihre eigenen Veranstaltungen in Anspruch nähmen (hierbei scheitert es offenbar am „Groß-“ in „Großveranstaltung“), dieses den Teilnehmerinnen und Teilnehmern anderer Veranstaltungen aber nicht gönnen, so wie sie diesen Anderen offenbar auch kein Recht auf Äußerung einer Meinung zubilligen, wenn und soweit diese von ihrer eigenen abweicht. Die Frage drängt sich auf, wessen „Demokratieverständnis“ hier problematisch ist: Das Ihrer künftigen Kunden oder das derer, die unbedingt verhindern wollen, dass aus Lebensschützern Bahnkunden werden?
Lassen Sie sich also, verehrter Herr Dr. Grube, nicht vom virtuellen Gegenwind aus der Bahn werfen! Auch besonders perfide Vergleiche mit Aufmärschen rechtsextremer Gruppierungen sollten nicht verfangen. Der Hinweis darauf, es handle sich beim „Marsch für das Leben“ um eine „verfassungsfeindliche Veranstaltung“ stellt die Sachlage auf den Kopf: Lebensschützer verteidigen die grundgesetzlich geschützte Würde und die Rechte des Menschen, denn das Recht auf Leben ist die notwendige Bedingung dafür, Würde und Rechte in Anspruch nehmen zu können, denn das kann nur ein Mensch, der lebt. Dass dabei zwischen menschlichem Leben vor und nach der Geburt kein prinzipieller Unterschied zu machen ist, soweit es eben um die grundgesetzlich geschützte Würde geht, hat das Bundesverfassungsgericht in bindenden Entscheidungen mehrfach festgestellt. Der „Marsch für das Leben“ steht also mit beiden Beinen auf dem Grundgesetz. Wer etwas anderes behauptet, kennt entweder das Anliegen des Lebensschutzes nicht – oder das Grundgesetz.
Ich hoffe, dass die Deutsche Bahn AG zu ihrer Entscheidung steht und den „Marsch für das Leben“ auch in den kommenden Jahren unterstützt!
Herzliche Grüße,
Ihr
Josef Bordat
Ich habe mir erlaubt, zu Ihrer Information einen Text zum Thema beizufügen: Lebensschutz. Worum es dabei (nicht) geht (URL: http://jobo72.wordpress.com/2010/09/17/lebensschutz-worum-es-dabei-nicht-geht/)
 
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